Der aktuelle MINT-Frühjahrsbericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigt, dass trotz des konjunkturellen Einbruchs in den letzten Jahren weiterhin eine hohe MINT-Lücke auf dem Arbeitsmarkt besteht. Wenn man den qualifikatorischen Mismatch berücksichtigt, fehlten im April 2025 insgesamt 163.600 Personen.
Der größte Engpass (89.600 Personen) betrifft die MINT-Facharbeiterberufe, gefolgt von den MINT-Expertenberufen (56.600 Personen) und Spezialisten- beziehungsweise Meister- und Technikerberufe (17.400 Personen).
Im Vergleich zum Vorjahr ist die MINT-Lücke um 30,3 % gesunken. Insgesamt standen bundesweit den 387.100 gemeldeten MINT-Stellen 248.757 Personen gegenüber, die arbeitslos gemeldet sind und gerne einen MINT-Erwerbsberuf nachgehen würden.
Differenziert nach MINT-Bereichen, bestehen die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen (57.800 Personen), in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (32.400 Personen), in den Bauberufen (26.100 Personen), in den Berufen der Metallverarbeitung (24.200 Personen) und in den IT-Berufen (11.200 Personen).
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Demografie: Der demografische Ersatzbedarf an beruflich qualifizierten MINT-Kräften steigt von jährlich 266.300 in den kommenden fünf Jahren auf 271.700. Bei den MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademikern wird der demografische Ersatzbedarf in den kommenden Jahren von aktuell rund 65.200 auf 73.100 in fünf Jahren ansteigen.
Ältere Beschäftigte: Im Jahr 2021 waren knapp 91 % der MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker im Alter zwischen 55 und 59 Jahren erwerbstätig, bei den 60- bis 64-Jährigen waren es rund 76 %. Allein zwischen den Jahren 2011 und 2021 ist die Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen um 12,9 Prozentpunkte gestiegen.
Ausländische Beschäftigte: Der Anteil der MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker mit Migrationserfahrung an allen erwerbstätigen MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker in Deutschland ist zwischen 2011 und 2021 von 14,3 % auf 20,6 % gestiegen. Das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern war im Zeitraum 2012 bis 2024 überproportional hoch. So ist die Beschäftigung von Deutschen in MINT-Facharbeiterberufen in diesem Zeitraum leicht gesunken (-4,8 %), unter Ausländerinnen und Ausländern um 87,7 % gestiegen. Wäre die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 474.700 Personen höher ausfallen.
Frauen in MINT: Im Zeitraum von 2011 bis 2021 ist die Erwerbstätigkeit von MINT-Akademikerinnen um 58,1 % und damit schneller als der Gesamtdurchschnitt (33,8 %) gestiegen. Die überproportional positive Beschäftigungsentwicklung von MINT-Akademikerinnen hat dazu geführt, dass der Frauenanteil unter den erwerbstätigen MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademikern von 20,2 % im Jahr 2011 auf 23,8 % im Jahr 2021 gestiegen ist. Zudem liegt der Frauenanteil in der Altersgruppe unter 35 Jahren um 9,1 Prozentpunkte höher als bei den Personen ab 55 Jahre. Bei MINT-Facharbeiterinnen stagniert hingegen die Entwicklung.
Bewertung:
Fehlender Nachwuchs im MINT-Bereich bleibt eine enorme Herausforderung für die Bewältigung anstehender Herausforderungen. MINT-Kompetenzen sind nicht nur in der Industrie gefragt, sondern auch in Dienstleistung oder Verwaltung. Fortschritte in der Digitalisierung, Infrastruktur oder auch bei Sicherheits-/Verteidigungsfragen erfordern gut qualifizierte MINT-Fachkräfte. Die demografische Entwicklung verschärft die Situation.
Folgende Handlungsansätze sind zentral:
- Wir müssen alles daran setzen MINT-Bildung von klein an zustärken, alle vorhandenen Potenziale bestmöglich zu nutzen und Abbrüche in der Bildungskette zu vermeiden.
- Dafür brauchen wir ein gesellschaftliches Bewusstsein, dass MINT wichtig für Wohlstand, Innovationsfähigkeit und Sicherheit ist.
- Wir brauchen anwendungsorientierten Unterricht an Schulen, der Spaß an MINT vermittelt.
- Dazu brauchen wir mehr Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren (Science Center, Bibliotheken, Mitmach-Museen, Hochschulen) und Arbeitgebern. Der Ganztag bietet hierzu hervorragende Chancen, wenn man Schulen Freiräume lässt und ihnen Ressourcen zur Verfügung stellt.
- Berufsorientierung muss frühzeitig und flächendeckend bestehenden Fehlvorstellungen gerade auch beim Thema Frauen in MINT entschieden entgegenwirken und die Vielfalt der MINT-Welt vermitteln. Praktika in Unternehmen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.
- Wir brauchen auch weiterhin Zuwanderung in MINT- beginnend bei internationalen Studierenden, die schon heute Deutschland als Hochschulstandort schätzen. Es muss uns gelingen, diese jungen Menschen stärker an Deutschland zu binden.
Den gesamten Report und die zugehörige Pressemitteilung finden Sie in der Anlage und hier.